Ostern steht ja sozusagen vor der Tür, da gilt es ja eigentlich mit etwas Osterschmuck für die Wohnung vorzusorgen. Da gibt es ja eigentlich die verschiedensten österlichen Kunstgewerbemärkte mit unterschiedlichsten Kunstgewerbe. Aber die gibt es in diesem Jahr nun leider nicht. Vor zwei Jahren waren wir dafür im vorösterlichen Bautzen unterwegs. Dabei ging es bei unserem dortigen Besuch im Besonderen um den Ostereiermarkt, auf dem se die kunstvollen sorbischen Ostereier zu bestaunen und zu kaufen gibt. Und diese Eier, egal ob mit Wachs-, Kratz- oder Bossiertechniksind wirklich kleine Kunstwerke. Die „Senfstadt“ Bautzen liegt zwar etwas im Abseits in der Peripherie, aber dafür kann sie mit einer schönen teils mittelalterlichen, teils barocken Altstadt aufwarten. Eine kleine Führung durch die verwinkelten Gassen, entlang alter Befestigungsanlagen und zum Burghof hinauf brachte uns dieses historische Flair näher. Ein schönes Städtchen, dass durchaus den Besuch lohnt.
Im sorbischen Kulturzentrum erwartete uns dann das eigentliche österliche Kunstgewerbe für das die Sorben bekannt sind. Fein künstlerische verzierte Eier von Wachtel- bis Straußengröße werden hier eigentlich alljährlich auf dem Ostereimarkt in Bautzen feilgeboten. Da wanderte das eine oder andere wunderschöne Ei auch bei uns in die Taschen, um es zu Hause an den Osterstrauch zu hängen.
Woher kommt nun eigentlich die Kunst der verzierten Ostereier?
Seit dem Mittelalter werden Ostereier geweiht, verschenkt, auf Äcker und Saaten gebracht zum Schutz vor Unwetter oder für eine kommende ertragreiche Ernte in die erste Garbe gebunden. Anfangs war in Osteuropa das goldene Ei am verbreitetsten, wogegen in West- und Mitteleuropa rotgefärbte Eier üblich waren. Die rote Farbe war eine Erinnerung an das vergossene Blut Christi.
Aus der Abgabepflicht der Zinseier entwickelte sich im 16. und 17. Jhd. der Brauch des Eierschenkens. Liebende bedachten einander mit roten Ostereiern. Patenkinder erhielten drei bunt gefärbte Eier, wobei die 3 zum einen für die Familie: Vater, Mutter und Kind steht oder als Symbol der Dreifaltigkeit für Feuer, Wasser und Luft bzw. für Gottvater, Sohn und Heiliger Geist.
Vier unterschiedliche Techniken werden hierbei verwendet, die Ätztechnik, die Wachsreservetechnik, die Kratztechnik und das Bossieren von Eiern. Die Ätztechnik ist die älteste Verzierungstechnik. Ursprünglich wurde ein gefärbtes Ei dabei in einen Ameisenhügel gestellt, wodurch es durch die von den Ameisen abgegebene Ameisensäure ein unregelmäßiges Muster erhielt. Später benutzten die Sorben die Milchsäure (Sauerkraut), heute auch verdünnte Salzsäure. Bei der Wachsreserviertechnik (auch Reservetechnik oder Wachstechnik genannt) wird das Ei vor dem Auftragen von Farbe mit heißem Bienenwachs betupft. Hintergrund ist, dass auf den mit dem Wachs „reservierten“ Flächen keine Farbe haftet. Dadurch kann man durch ein präzises Auftragen des Wachses entsprechende Muster erzeugen. Ursprünglich benutzte man zu diesem Zwecke Gänsefedern deren Spitzen zu einer bestimmten geometrischen Form gefeilt wurden (Dreiecke, Vierecke etc.), um einfache Formen zu erzeugen. Die Bossiertechnik entwickelte sich im Wesentlichen aus der Wachsreserviertechnik. Dabei wird das Ei wiederholt mit heißem Bienenwachs betupft, allerdings ist hier das Wachs vorher gebrannt und damit gefärbt worden. Dadurch wird die Farbe mit dem Wachs direkt aufgetragen und erzeugt bei entsprechender Schichtdicke neben dem Muster auch ein Relief. Die Ritztechnik (auch Kratztechnik genannt) ist die aufwändigste und filigranste Verzierungstechnik. In ein gefärbtes Ei mit besonders widerstandsfähiger und dicker Schale werden dabei mit einem scharfen Gegenstand entsprechende Ornamente in die Schale geritzt.
Fotos © Joerg Husemann
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