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Lügen, Legenden, Anekdoten, Unwahrheiten - eine Stadtführung

Lügen, Legenden, Anekdoten, Unwahrheiten - eine Stadtführung

Wir gehen Berliner Geschichte und Geschichten auf den Grund

Wir dürfen wieder in kleinen Gruppen auf Tour zu den interessantesten Stadtgeschichten und Orten gehen. Gleich am Sonntag brachen wir zusammen mit unserer Stadtführerin von StattReisen zu einem Stadtspaziergang der anderen Art durch Berlins Mitte auf. Denn unser Thema waren nicht die klassische Gebäudeführung, sondern es ging um Geschichten.
Wir stellten uns der Frage: Was sind wahre Geschichten, was sind eher Legenden und was sind schlicht und einfach Lügen der Geschichte? Diesen Fragen wollten wir bei dieser etwas anderen Stadttour nachgehen. Manches, was wir vielleicht für bare Münze gehalten haben, ist so nämlich nie geschehen.

Gendarmenmarkt

Unser Startpunkt am Gendarmenmarkt zu diesem Stadtspaziergang war natürlich mit Bedacht ausgesucht. Denn hier stehen zwei Gebäude, die wohl aufgrund der kuppelartigen Bedachung „Dom“ genannt werden, aber nie Bischofssitz waren. Im Berliner Volksmund und auch im offiziellen Sprachgebrauch werden sie jedoch, wie wir nun wissen zu Unrecht, weiterhin so bezeichnet.
Ja es ist so eine Sache mit Benennungen von Orten. Folgt man den tatsächlichen Funktionen eines Gebäudes oder alten Überlieferungen? Gleich hier am Gendarmenmarkt steht noch so ein Gebäude, über dessen Bezeichnung man trefflich streiten kann. Fragt man einen Berliner, wo sich den das Konzerthaus in Berlin befindet, so wird man meistens ein verneinendes Kopfschütteln ernten. Bis sich dann aufklärt, dass das Konzerthaus sich im ehemaligen Schauspielhaus befindet. Das kennt dann gleich jeder Berliner, obwohl es nunmehr als Konzerthaus dient.

Nach meiner Ansicht sofort...

Aber nicht nur bei Gebäuden kann man zwischen all den Legenden, kleine Unwahrheiten oder krassen Lügen ganz schön ins Schleudern kommen. Auch angeblich historisch überlieferte Sätze, die vielleicht die Welt veränderten, sind so vielleicht nicht immer gesagt worden. Jeder kennt den Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Dieser Satz machte Geschichte, aber ist er nun auch so gesagt worden? Mitnichten denn in der originalen Übersetzung aus dem Russischen hat Gorbatschow folgendes gesagt: "Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren."
Auch zu dem historisch wichtigen Ereignis, dem Fall der Berliner Mauer, gibt es auch so einen überlieferten Satz. Denn gefallen ist die Mauer im wörtlichen Sinne an jenem 9 November ja nun nicht. Aber alles begann mit einem verkürzten Statement auf einer Pressekonferenz: „das tritt nach meiner Erkenntnis, sofort, unverzüglich… in Kraft.“ Eigentlich ging es der damaligen DDR-Regierung nur um ein neues Reiserecht für DDR-Bürger. Aber so ist das mit Sätzen zwischen Lügen, Halbwahrheiten und „Stiller Post“.

Nicolaiviertel

Stichwort historische Kulissen, die etwas vorspiegeln, was eigentlich nicht mehr existiert. Ein Beispiel dafür ist die Berliner 750-Jahrfeier 1987. Um dieses Gründungsdatum feiern zu können, bedurfte es eines „historischen“ Stadtgründungskerns. Der war allerdings durch die Wirren von Krieg und Wiederaufbau längst verschwunden. So schuf man also extra für diesen Anlass das alte respektive neue Nikolaiviertel. Dabei wurden neben Neubauten auch aus anderen Stadtteilen historische Gebäude an diesen Ort versetzt. Manch ein Besucher meint dann es wären mittelalterliche Originalgebäude.

Humboldt-Forum

Das trifft im übrigens dann auch auf das Neue / Alte Stadtschloss zu. Jeder nennt es Schloss obwohl es diese Funktion nicht hat. Nachdem das stark kriegsbeschädigte Gebäude gänzlich abgetragen worden war und zwischenzeitlich dem Palast der Republik Platz gemacht hatte, steht heute an dieser Stelle das Humboldt-Forum. Dabei handelt es um ein modernes Museums- und Veranstaltungsgebäude, dem einen historisierende Schlossfassade vorgehängt wurde. Der Berliner und teilweise auch offizielle Stellen sprechen allerdings trotzdem vom Stadtschloss und nicht Humboldt-Forum. Auch hier trifft sich wieder Unwahrheit, Legende und vielleicht ein bisschen Lüge.

Fotos © Joerg Husemann

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