Onlineprogramm beim Freizeitclub heißt ja nicht, dass wir nicht schon jetzt neue Wege für das Freizeitprogramm nach dem Lock down finden. Also nutzen wir Organisatoren vom Freizeitclub diese Homeoffice-Zeit, um neue Wandertouren zu erkunden. Dazu war ich heute mal auf dem Spandauer Weg ganz im Nordwesten Berlins unterwegs. Ausgangspunkt für meine Recherchewanderung war dabei das am nördlichen Stadtrand Spandaus gelegene Aalemannufer an der Havel.Die gesamte Wanderstrecke von ca. 16 Km führt dabei zum größten Teil durch den Spandauer Forst. Unser Weg verläuft dabei parallel zum Berliner Mauerradweg entlang der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze. Dabei wechselt die Landschaft zwischen dunklem Hochwald, kleinen Teichen und ausgedehnteren Wiesenflächen. Es gibt entlang der Strecke also auch wieder landschaftlich schöne Aussichten. Gerade im Frühjahr oder Sommer müssten hier interessante Pflanzen in den feuchten Niederungen zu entdecken sein. Jetzt im Winter ist das natürlich alles etwas farbloser, bis auf den einen oder anderen auffällig gefärbten Pilz am Wegesrand. Immer wieder trifft man entlang der Route auf orangefarbene Stelen. Die haben natürlich etwas mit der jüngeren Geschichte an der Berliner Mauer zu tun. Auf den daneben angebrachten Tafeln wird an den betreffenden Stellen der hier zu Tode gekommenen Flüchtlinge gedacht. Trotz aller landschaftlicher Idylle trifft man auch an der Berliner Stadtgrenze immer wieder auf unschöne Zeugnisse der deutschen Geschichte. Nichts desto trotz führt uns unser schöner Pfad weiter durch das Berliner Umland und wir gelangen an den meteorologisch kältesten Punkt Berlins, den Eiskeller. Das ca. 52 ha große Landschaftsschutzgebiet erhielt den Namen Eiskeller, weil hier im Winter die kältesten Temperaturen Berlins gemessen werden. Die Temperaturunterschiede zwischen dem Zentrum und hier im Eiskeller können durchaus bis zu 10 Grad betragen. Früher wurde hier das Eis gelagert, das man im benachbarten Falkenhagener See geschlagen hatte und das von Brauereien, aber auch von Krankenhäusern gebraucht wurde. In der Zeit der Deutschen Teilung war der Eiskeller nur über einen 4 m breiten und 800m langen, beiderseits von Grenzbefestigungsanlagen eingefassten Korridor, zu erreichen. Nach Querung des südlich davon gelegenen Teils des Spandauer Forsts gelangt man schließlich an den nördlichen Ortsrand des zu Spandau gehörenden Staaken. Hier führt unsere restliche Route noch durch den interessanten Ortsteil Staakens, der zwischen 1914 – 17 für die Arbeiter der Spandauer Rüstungsbetriebe errichtet wurde. Die Architektur der Gartenstadt Spandau steht dabei ganz im Zeichen der sozialreformerischen Bewegung jener Zeit. Als Reaktion auf die schlechten Wohnverhältnisse in den industrialisierten Großstädten, setzte die Gartenstadtbewegung mit seinem Genossenschaftsgedanken auf gesunden erschwinglichen Wohnraum inklusive einer eigenen Gartenfläche. Der Spandauer Weg ist eine wirklich abwechslungsreiche Strecke zwischen Berliner Stadtnatur und Gesellschaftsgeschichte. Eine Wandertour wie geschaffen für einen aktiven sonnigen Tag in unserem Freizeitprogramm.
Fotos © Joerg Husemann
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